Frau Dr. Stoll, was sind Ihre Aufgaben als Studiengangsmanagerin?

1. Juni 2016

Porträts am Fachbereich Mathematik

Als Studiengangsmanagerin unterstütze ich den Fachbereich Mathematik in allen Studiengangsfragen. Ich berate Studierende bei der Planung Ihres Studiums, insbesondere, wenn es Probleme oder Fragen gibt. Das kommt gerade in den ersten Semestern häufig vor. Ich berate zudem zukünftige Studierende, die sich für ein Mathematikstudium interessieren und nicht wissen, ob die Mathematik das Richtige für sie ist. Auch Mitarbeitern und Professoren helfe ich, wenn es um Fragen zu unseren Studiengängen geht. Ein großer Teil meiner Arbeit liegt in der Organisation und Verwaltung der Studiengänge. Ich unterstütze die Studiendekane z.B. beim Schreiben neuer Prüfungsordnungen und sonstigen Dokumenten, Planung des Lehrangebots, Assistenzverteilung, helfe bei der Prüfungsorganisation, pflege die Internetseiten zu unseren Studiengängen, und erledige, was sonst noch so anfällt.

Außerdem bin ich für die Organisation und Durchführung veschiedener Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler (mit-) verantwortlich, wie z.B. Unitag, MITten im ABI, Tag der Wissenschaft, Probiert die Uni aus! , Girls' Day, usw.

Neben der Arbeit als Studiengangsmanagerin bin ich auch in der Lehre tätig und betreue Übungen sowohl für Mathematikstudierende als auch Ingenieure oder halte Vorlesungen, z.B. für den Masterstudiengang Gymnasiales Lehramt Physik.

Wenn die Zeit reicht, beschäftige ich mich in der Forschung unter anderem mit Quantengruppen und Diagramm-Algebren. Das sind Algebren, deren Elemente Linearkombinationen von Diagrammen sind, z.B. die Gruppenalgebra der symmetrischen Gruppe, die Brauer-Algebra oder die BMW-Algebra. Ich finde es faszinierend, wenn man komplexe Sachverhalte erst mit Hilfe von Diagrammen einfach und übersichtlich darstellen kann, wenn man komplizierte mühsame Rechnungen durch einfache Bilder ersetzen kann.

Das hört sich an wie ein "Mädchen für alles". Macht Ihnen diese Arbeit Spaß?

Ja, definitiv. Hätte man für mich einen Beruf erfinden müssen, dann wäre es Studiengangsmanagerin gewesen. Die Arbeit ist sehr vielseitig, es sind Kenntnisse über alle unsere Studiengänge, Kreativität, Selbständigkeit, Didaktik, IT-Kenntnisse, Umgang mit den verschiedensten Personen (Studierende und Professoren der Mathematik und anderer Fächer, Prüfungsamt, zentrale Verwaltung, usw.) gefragt. Das ist genau das, was ich gut kann und was ich gerne mache.

Woher kommt Ihre Begeisterung für die Mathematik?

Ich hatte das Glück, zu einem der Jahrgänge zu gehören, die in der ersten Grundschulklasse Mengenlehre hatten. Was damals sehr umstritten war, nicht nur unter Eltern, sondern auch unter Lehrern, hat mir ziemlich viel Spaß gemacht und mich geprägt. Nicht stupides Rechnen war gefragt, spielerisch lernten wir recht abstrakte Konzepte, die mir so erst wieder im ersten Semester an der Universität begegneten wie Ordnungsrelationen, Graphen, Bild und Urbild von Abbildungen, Gleichmächtigkeit von Mengen via Bijektionen, kommutative Diagramme, Pfeildiagramme, Venn-Diagramme. Vielleicht haben es mir deshalb später auf höherem Niveau die Diagramm-Algebren angetan.

Mein Vater merkte, dass ich an der abstrakteren Form der Mathematik Spaß hatte und schenkte mir eines Tages ein Buch voller mathematischer Rätsel, historische und neuere, abstrakte und konkrete, manche verstand ich und manche auch nicht, aber sie weckten die Lust auf Mathematik in mir.

Leider stand Lust auf Mathematik nicht im Lehrplan, andere Fächer schienen interessanter. Glücklicherweise hatte ich zwei hervorragende Lehrer: einen im Leistungskurs Mathematik, sein Motto "Üben, üben, üben" sollte jeder Studierende beherzigen, insbesondere, da die Mathematik an der Hochschule am Anfang meist unterschätzt wird. Den anderen hatte ich im Wahlfach Darstellende Geometrie. Während wir konstruierten, erzählte er uns einiges über Mathematik (hauptsächlich aus dem ersten Semester). Wenn er über Mathematik sprach, spürte man seine Begeisterung und seine Augen begannen zu glänzen. Das hat mich angesteckt und diese Begeisterung möchte ich an unsere Studierenden weitergeben.

Was raten Sie unseren Studienanfängern?

Lassen Sie sich beraten! Informieren Sie sich gut, ob die Mathematik das ist, was Sie wirklich wollen. Wenn Sie Mathematik nur studieren wollen, weil die Berufsaussichten gut sind oder weil Ihnen für Ihr Lehramtsstudium noch ein Fach fehlt und Ihnen außer Mathematik nichts einfällt, dann ist es vermutlich nicht das Richtige. Wenn Sie gerne denken und es Sie interessiert, warum Methoden und Algorithmen funktionieren, wenn Sie genau wissen wollen, was dahinter steckt, wenn Ihnen Abstraktion und neue Konzepte keine Angst, sondern Freude machen, dann sind Sie in der Mathematik richtig.

Wenn Sie dann mit dem Studium angefangen haben, studieren Sie es ohne Kompromisse. Investieren Sie Zeit in die Mathematik. Nichts ist schlimmer, als es langsam angehen zu lassen oder in den ersten Semestern mal eine Woche Pause zu machen, weil gerade die Lust fehlt. Anders als in der Schule ist die Stoffdichte sehr hoch und viel Eigenarbeit erforderlich. Verlieren Sie nie den Anschluss! Vermutlich werden Zeiten kommen, in denen es Ihnen aus verschiedenen Gründen schwer fällt, sich zu motivieren. Das erging mir nicht anders. Auch diese Zeiten müssen Sie überstehen. Aber es lohnt sich! Wer in die Mathematik investiert, hat am Ende Fähigkeiten, die sehr gefragt sind: nicht nur konkrete Kenntnisse in den Anwendungen der Mathematik, sondern auch Vielseitigkeit und Flexibilität, Genauigkeit, selbständiges Denken, die Fähigkeit, sich schnell in Neues einzuarbeiten und Probleme effizient zu lösen.

Dr. Friederike Stoll
Studiengangsmanagerin
Institut für Algebra und Zahlentheorie

 

 

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