Herr Flad, Sie sind einer der wenigen Studierenden der Universität Stuttgart, die im Sommersemester nicht mit einem kompletten Lock-Down konfrontiert wurden, wie kommt das?

16. Juni 2020 / Fachbereich Mathematik

Porträts am Fachbereich Mathematik der Universität Stuttgart

Im Rahmen meines Masterstudiums der Mathematik entschied ich mich, im ersten Semester direkt als ERASMUS-Student an der Universität Uppsala in Schweden zu studieren. Weil es mir dort sehr gut gefallen hat und es die Fördermöglichkeit der Universität Stuttgart ermöglichte, habe ich meinen Aufenthalt dort auf das Sommersemester ausgedehnt. Rückblickend eine gute Entscheidung – kurz darauf folgte in Deutschland der Lockdown und das erste digitale Semester.

Uppsala in Schweden – erzählen Sie uns mehr über diese Unistadt

Uppsala ist die viertgrößte Stadt Schwedens und die Studentenstadt des Landes. Neben einer pittoresken Altstadt, einem schönen Schloss und der geringen Entfernung zu Stockholm und zum Flughafen, lockt die Stadt nicht nur kulinarisch durch eine Vielzahl von Cafés und Restaurants, sondern vor allem durch das vielfältige studentische Leben, das in den dreizehn Nations – in Mangel eines passenderen Wortes am ehesten mit Studentenverbindungen zu übersetzen – stattfindet. Die Nations veranstalten Clubs, haben alle einen Pub, bieten zum Teil Frühstück, Mittagessen, Fika (das schwedische Wort für Kaffee und Kuchen) und Abendessen und darüber hinaus Sportteams, Orchester, Tanzkurse und vieles mehr an. Viele Studenten arbeiten in den Nations, verdienen sich etwas dazu und erhalten Vorteile in den Nations, beispielsweise muss man nicht in den zum Teil langen Schlangen vor den Clubs anstehen ;).

Uppsala ist der perfekte Ort für Freizeitaktivitäten. Es gibt sehr viele Orte in unmittelbarer Nähe, die für einen Tagesausflug infrage kommen und einen ersten Einblick in die malerische Landschaft Schwedens geben. Uppsala selbst ist wegen seiner Nations wie schon gesagt optimal für Studenten, da wirklich für jeden etwas dabei ist, ob für Partymenschen, Kunstinteressierte oder Naturliebhaber.

Haben Sie Tipps, wie man sich am besten einlebt?

Ich selbst habe nicht in einer Nation gearbeitet: Was ich dafür aber jedem ans Herz legen kann, ist zum Beispiel einem örtlichen Verein beizutreten. Ich habe im lokalen Handballverein gespielt und dies war für mich ehrlicherweise die einzige richtige Möglichkeit, Schweden kennenzulernen, da man sonst fast nur Kontakt zu Internationals hat. Das liegt einerseits daran, da man in seiner studentischen Unterkunft mit Internationals zusammenlebt und die Nations eine Einführungswoche für internationale Studierende organisieren. Dort habe ich die meisten meiner Freunde kennengelernt. Andererseits liegt es aber auch daran, dass die Schweden zwar sehr gastfreundlich, aber deutlich reservierter als die Deutschen sind.

Für mich hat es fast fünf Monate gedauert, bis ich mich in meinem Handballteam vollständig 'integriert' gefühlt habe. Wer dann auch noch Freundschaften mit Schweden schließen möchte, dem möchte ich sagen, dass es sich wirklich lohnt, aber eine Weile dauert. In einem halbjährigen Aufenthalt ist es meiner Meinung nach so gut wie unmöglich.

Deshalb – und weil die Sommer und Winterhälfte in Schweden so verschieden sind und beide ihren ganz eigenen Charme haben – würde ich jedem empfehlen, ein ganzes Jahr zu bleiben.

Und welche Unterschiede gibt es konkret zum Studium hier in Stuttgart?

Aus akademischer Sicht stellte sich der ERASMUS-Aufenthalt als gänzlich unkompliziert heraus. Obgleich die Mathematik-Abteilung Universität Stuttgart eine Kooperation mit dem Department of Information Technology der Universität Uppsala hat, war es kein Problem, vor Ort Kurse des Department of Mathematics zu hören. Ferner konnte ich mir alle Kurse nach Absprache mit den zuständigen Dozenten anrechnen lassen und die Abstimmung mit den Fachkoordinatoren beider Universitäten und mit dem Internationalen Zentrum in Stuttgart war sowohl sehr angenehm als auch hilfreich.

Das akademische Jahr ist in Uppsala in vier periods unterteilt, das heißt die meisten Module gehen statt einem halben Jahr nur ein Vierteljahr. Dafür ist die Dichte der Veranstaltungen, die meist in Form von Vorlesungen, Vortragsübungen, und Seminaren stattfanden, eines Moduls pro Woche entsprechend höher. Das Niveau ist vergleichbar zu dem Niveau in Stuttgart. Größter Unterschied ist wohl das persönlichere Verhältnis zu den Dozenten.

Und Ihr abschließendes Fazit?

Zusammengefasst kann ich nur sagen: Uppsala ist eine tolle Stadt und für jeden etwas, der gerne einmal ins Ausland gehen möchte. Das Studentenleben ist einzigartig, Freizeitmöglichkeiten nahezu unbegrenzt und Schweden an sich bietet sowohl interessante Städte als auch wunderschöne Landschaften. Es war die beste Erfahrung, die ich in meinem Studium machen durfte.

Julien Flad B.Sc.
Masterstudent Fachbereich Mathematik

Weitere Porträts am Fachbereich Mathematik

Zum Seitenanfang