Interview mit Saskia Kemmer, M.Sc. zum Mathematikstudium

31. Januar 2023

Preisträgerin der Robert Bosch GmbH für herausragenden M.Sc. Abschluss am Fachbereich Mathematik Porträts am Fachbereich Mathematik der Universität Stuttgart

Wie kamen Sie dazu Mathematik zu studieren?

Die Antwort, die ich darauf gerne geben würde: Zahlen und Muster haben mich schon immer fasziniert und Mathematik war in der Schule schon mein Lieblingsfach. Aber um ehrlich zu sein fiel die Entscheidung auf Mathematik als Studienfach dann aus dem Grund, dass ich mich bei der riesigen Auswahl an Studiengängen nicht entscheiden konnte und es das Fach war, bei dem ich mir am meisten vorstellen konnte, dass es zu mir passt.

Und würden Sie heute nun sagen, dass es zu Ihnen passt?

Ja, jetzt nach insgesamt sechs Jahren Studium kann ich tatsächlich sagen, dass es die richtige Entscheidung war. Aber das war nicht von Anfang an so. In den ersten Semestern war ich teilweise ziemlich überfordert und hatte oft das Gefühl, ich werde dem Studium nicht gerecht. Ich glaube das geht mehr Studierenden so als man denkt, denn mit dem, was man in der Schule gelernt hat, hat das Mathestudium nicht viel zu tun. Daher haben viele eine ganz andere Vorstellung, wie das Studium sein wird.

Was würden Sie zukünftigen Mathematik Studierenden raten?

Das Wichtigste ist, nicht sofort aufzugeben. Es wird besonders am Anfang, aber auch in höheren Semestern, immer wieder Herausforderungen geben, die einen vor größere Probleme stellen. Aber das ist auch eine wichtige Eigenschaft, die man im Studium lernt: Probleme lösen. Natürlich muss jeder für sich selbst herausfinden, ob logisches Denken, knobeln und strukturiertes Vorgehen einem Spaß macht. Aber es ist auch in Ordnung, wenn man dafür ein paar Semester Zeit braucht.

Das klingt gar nicht so einfach, warum sollte man denn dann Mathematik studieren?

Mathematik ist unerlässlich für das Verständnis der Welt um uns herum und wird in vielen Bereichen wie Physik, Ingenieurwesen und Informatik eingesetzt. Das Mathestudium trägt zur Entwicklung von kritischem Denken und analytischen Fähigkeiten bei, die in jedem Beruf wertvoll sind. Man lernt unter anderem präzises und genaues Arbeiten. Es erfordert viel Eigenmotivation und die Fähigkeit, selbstständig zu arbeiten, aber man lernt auch, wie wichtig es ist mit anderen in einem Team zusammenzuarbeiten, sei es das Bearbeiten von Übungsaufgaben, Lernen oder gemeinsame Projekte.

In der Mathematik geht es nicht um das Auswendiglernen von Formeln, sondern darum, neue und kreative Wege zur Problemlösung zu finden. Man lernt komplexe Probleme zu abstrahieren und Lösungen für ähnliche Probleme zu verallgemeinern.

Ein Mathematikstudium kann definitiv eine Herausforderung sein, aber es kann auch Spaß machen und einem viele verschiedenen Karrierewege öffnen.

Welche Karrieremöglichkeiten gibt es denn für Mathematiker?

Mit einem abgeschlossenen Mathematik Studium stehen einem viele Türen offen, unter anderem in Bereichen wie Finanzen, Technologie und Wissenschaft. Zum Beispiel beschäftigen viele Technologieunternehmen Mathematiker, die an Projekten zur Datenanalyse und zum maschinellen Lernen arbeiten. Auch Finanzinstitute wie Banken suchen Mathematiker, die sich mit Risikomanagement und quantitativer Analyse befassen. Und natürlich gibt es viele Möglichkeiten im akademischen Bereich wie in der Lehre und Forschung.

Was machen Sie dann jetzt nach ihrem Masterabschluss?

Zurzeit mache ich noch einen zweiten Master, den M.Ed. Physik und Mathematik nach dem Fachbachelor Mathematik. Im Bachelor habe ich damals zuerst das Nebenfach Physik gewählt, habe dann aber zu Informatik gewechselt. Physik fand ich schon immer interessant, weil man dadurch viele Anwendungen von der oft recht theoretischen Mathematik kennen lernt. Daher habe ich mich für ein Zweitstudium in Physik entschieden und der M.Ed. bietet einem dann zusätzlich noch die Möglichkeit Lehrkraft zu werden. Nach diesem Studium jetzt will ich zunächst in der Wirtschaft arbeiten, vielleicht auch noch promovieren, aber trotzdem schließe ich das Lehramt als Option später nicht aus. Auf jeden Fall hat mir das Zweitstudium noch einmal gezeigt, was mich wirklich interessiert und dass ich mich zurecht für die Mathematik entschieden habe.

Haben Sie noch einen letzten Tipp für Studienanfänger?

Ich kann jedem nur raten, die Studienzeit zu nutzen und sich auch über das eigene Studienfach hinaus zu engagieren. An der Uni gibt es viele tolle Angebote zum Beispiel von stuvus und auch das Leben auf dem Campus und im Wohnheim hat einiges zu bieten. Dabei lernt man nicht nur viele Leute kennen, sondern auch andere wichtige Fähigkeiten fürs Leben.

Vielen Dank für das Gespräch!

Saskia Kemmer, M.Sc.
Preisträgerin der Robert Bosch GmbH für herausragenden M.Sc. Abschluss am Fachbereich Mathematik

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